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Ich habe viele Jahre Melanom Vor- und Nachsorge durchgeführt sowie kleinere dermatochirurgische Eingriffe. Nun habe ich aber aufgehört zu operieren, und daher scheint es mir nicht mehr sinnvoll Nävusuntersuchungen durchzuführen. Ich darf Sie bei solchen Fragestellungen gerne an gut ausgebildete Kollegen/ Kolleginnen weiterempfehlen. Was ich weiter durchführe, ist die Kryotherapie bei aktinischen Keratosen und die photodynamische Therapie in Form der Tageslichttherapie; ebenso im Einzelfall diagnostische Biopsien und Curettagen.
DIAGNOSTIK UND THERAPIE VON HAUTKRANKHEITEN
BERATUNG UND BEHANDLUNG DER ATOPISCHEN DERMATITIS (NEURODERMITIS)
Atopische Dermatitis (syn. Atopisches Ekzem, Neurodermitis) ist eine der häufigsten Hauterkrankungen in einer dermatologischen Ambulanz.
Die
Prävalenz liegt in Europa, je nach Untersuchungskriterien derzeit bei
7-15%, mit einer ausgeprägten Häufung im Säuglings- und Kindesalter.
Oftmals (ca 60%) bessert sie sich spontan bis ins Jugendalter - sie kann
aber auch bis ins Erwachsenenalter persistieren.
Zusammen mit dem “Heuschnupfen“ und dem allergischen Asthma gehört
sie zu den Erkrankungen aus dem Formenkreis der ATOPIE. Eine genetische
(häufig positive Familienanamnese!) Prädisposition und Neigung zu
allergischen Phänomenen im Krankheitsverlauf ist gesichert, wenn gleich
die Ausprägung sicher zusätzlich durch eine Reihe von Umweltfaktoren und
psychische Faktoren mitbestimmt wird.
Auch wenn es verschiedene Schemata zur Klassifizierung der atopischen Dermatitis gibt, die wesentlichsten klinischen Merkmale sind die trockene, oft raue Haut und vor allem der starke, quälende Juckreiz.
Der dadurch ausgeprägte Drang, kratzen zu müssen, bestimmt weitgehend auch das Hautbild. Im Säuglingsalter beginnt es häufig mit nässenden Stellen im Wangenbereich, und im Bereich des Kopfes.Heilt ein akuter Schub nicht ab oder wiederholen sie sich im Verlauf der Jahre oft genug, erfolgt allmählich der Übergang zu mehr trockenen, schuppenden, infiltrierten Ekzemplaques mit „Baumrinden-artiger“ Oberfläche („Lichenifikation“), vor allem mit Befall der typischen Prädilektionsstellen in den Ellenbeugen, den Kniekehlen, im Halsbereich.
Abheilung unter einer entsprechenden Therapie erfolgt gewöhnlich rasch,
oft mit einer vorübergehenden schmutzig-weissen Aufhellung der
befallenen Hautbezirke („postentzündliches Leukoderm“).
Als sehr auffallendes Zeichen findet man oft auf ekzematös veränderter Haut nach Bestreichen der Haut eine rasche Abblassung (weisser Dermographismus). Da die atopische Dermatitis aber manchmal nur sehr diskret ausgeprägt sein kann sind weitere Leitsymptome, wie eine Verdoppelung der Unterlidfalte (Dennie-Morgan-Falte), manchmal eine Rarefizierung der seitlichen Augenbrauen (Hertoghe’sches
Zeichen) wichtige Merkmale. Der als Leitsymptom so ausgeprägte Juckreiz
wird durch eine extrem erniedrigte Juckreizschwelle erklärt. Neben dem –
oft durch Allergene oder Irritantien ausgelösten - Juck-Kratz-Zirkel, neigt der Patient mit atopischer Dermatitis oft auch zu situativem Kratzen:
Vereinfacht dargestellt lösen bestimmte situative (Stress, Ärger,
u.v.m.) Reize-oft nicht bewusst- Kratzen aus, dadurch in der Folge Jucken (dann wieder
Kratzen usw.); am Ende steht aber wieder der quälende Juckreiz – der
Drang weiter zu kratzen, und die aufgeriebene, entzündete, manchmal
blutig aufgekratzte Haut mit der Gefahr einer Superinfektion.
Dazu
kommt noch die für die meisten Patienten belastende Sichtbarkeit ihrer
Erkrankung, die als weitere Stigmatisierung erlebt wird und ein
wesentlicher, unterhaltender Kofaktor sein kann. Bei der Beobachtung
dieser, für den Patienten oft typischen Abläufe ergeben sich zwanglos
auch alle Ansätze des therapeutischen Managements der atopischen
Dermatitis.
Behandlung:
Für die Behandlung der atopischen
Dermatitis gilt sinngemäß die Antwort von Otto Schenk auf die Frage, wie
man am besten auf der Bühne Nestroy spielen sollte: “gut!“
Ausreichend Zeit (Arzt für Patient v.a. zuhören bei der Erstvorstellung), viel Geduld (Patient und Arzt gegenseitig), Verständnis auch für die oft bereits erfolgten Ausflüge der Patienten in diverse Methoden der “Alternativmedizin“ (Patienten kommen doch meist wieder retour!!), gemeinsam mit dem Patienten Erkennung und Vermeidung der für ihn auslösenden Allergenen und Irritantien, entsprechende phasengerechte Hautpflege und die Wahl und Verwendung der geeigneten Medikamente, wenn die Hautpflege allein zu wenig ist.
Tägliche Basispflege mit einer leicht rückfettenden Salbe oder Lotion (im Sommer), an Prädilektionsstellen auch Salben mit Harnstoffzusätzen sind wichtig - am besten noch auf die feuchte Haut nach einem Bad oder einer Dusche mit Duschöl oder rückfettenden Badezusatz. Bei Kleinkindern werden oftmals Spreitungsölbäder besser vertragen als Dispersionsölbäder. Bei Juckreiz empfiehlt man Antihistaminika,
wenngleich der Juckreiz bei atopischer Dermatitis nur zum allerkleinsten Teil über
Histamin vermittelt wird, was die oftmals nur mäßige Wirkung erklärt.
Gerade bei Kleinkindern wirken oftmals die “alten“ Präparate etwas
besser, weil sie auch dämpfen und daher vom Juckreiz distanzieren. Die
Betrachtung und Behandlung der Nahrungsmittelallergie bei atopischer
Dermatitis würde den Rahmen dieser kurzen Ausführung übersteigen -
häufig sind aber auch Lebensmittel durch ihren Histamingehalt
Mitauslöser von Juckreiz. In diesem Fall ist eine vorübergehende histaminarme Ernährung sinnvoll.
Eine wichtige Substanzgruppe in der Behandlung der akuten, entzündlichen Schübe stellen Korticosteroide zur lokalen (die systemische Gabe bei atopischer Dermatitis ist obsolet!) Anwendung dar.
In den letzten 15 Jahren kamen, nach ausführlichen Studien, eine völlig "neue" Produke, (Tacrolimus und Pimecrolimus) , als Modulatoren der Immunantwort, zur lokalen Anwendung auf den Markt. Sie stellen eine wichtige Bereicherung der Behandlungsmöglichkeiten dar. Sie greifen zielgenauer als Steroide in
die Entzündungsreaktion ein und werden daher zunehmend verschrieben.
Auch führen sie nicht zu einer Atrophie der Haut.Sie sind aber nicht geeignet akute Reaktionen alleine ausreichend schnell zu behandeln, eignen sich aber als Nachfolge therapie einer anfangs eingesetzten Steroidsalbenbehandlung vorzüglich. Anfänglich das schlechte Image durch eine vorübergehende (unberechtigte)
"Black Box" Warnung der FDA (amerikanische Gesundheitsbehörde). Als
proaktive Behandlung im Anschluss an lokale Steroide haben sie ihren Platz.
Sie wirken etwas schwächer als Steroide, lindern Juckreiz und Entzündung. Vom Facharzt richtig ausgewählt in Stärke und Menge und Dauer (nicht Dauerbehandlung!) sind sie daher unverzichtbar. Allerdings sind sie nicht nachhaltig wirksam, dieBehandlung sollte Wochen bis Monate durchgeführt werden.
Seit ca. 10 Jahren haben Biologicals (IL -4 , IL- 13 -Hemmer) einen therapeutischen Umbruch gebracht. Ebenso haben JAK Kinase Hemmer das therapeutische Spektrum sehr erweitert.
Zu den Cortison salben:
Das Problem liegt ja weit weniger in der Substanz selber, als in dem
ausserordentlich negativen Image der Steroide, ja der geradezu Angst
auslösenden Wirkung ,die Patienten oder Mütter und Väter bekommen, wenn
sie oder ihre Kinder mit Steroiden behandelt werden sollen. Ärzte wissen
über die pharmakologischen Wirkungen, potentielle Nebenwirkungen und
das objektiv sehr geringe Risiko moderner Steroidsalben naturgemäß sehr
gut Bescheid. Mit manchmal irrationalen Ängsten und Vorwürfen dazu
konfrontiert, können wir oft viel weniger gut umgehen und reagieren auf
Kritik nicht selten persönlich - was letztlich beiden - Patient und Arzt
nichts nützt. Meistens ist es hilfreich, das Problem anzusprechen und
Irrtümer und Missverständnisse zu diesem Thema am Anfang der Behandlung
auszuräumen.
Seit Jahren hat die Bestrahlungsbehandlung mit UV-A- oder UV-B(TL-01)-Geräten und die Photochemotherapie (PUVA) einen fixen und bewährten Platz in der Behandlung der atopischen Dermatitis. Allerdings ist durch die neuen Therapeutika ihr Stellenwert inzwischen eingeschränkt.
Ebenso sind Klimakuren
an der Nord- Ostsee, im Mittelgebirgsklima (z.b. Davos) oder am Toten
Meer bei schwereren Verläufen der atopischen Dermatitis sehr wirksam. Bei vielen Patienten hat auch die Solebehandlung mit nachfolgender Bestrahlung(TL01) eine Stabilisierung erzielen können.
Die Wahl der Kleidung spielt eine große Rolle für die Behaglichkeit des Neurodermitikers in“ seiner“ Haut. Gut geeignet sind Produkte aus Baumwolle, Naturseide ( angeboten werden mit Silber oder bakteriziden Zusätzen imprägnierte
Seidenwäscheartikel), mit Einschränkung im Einzelfall Schurwolle
(optimal für Schweißtransport) und Viskose.
Kunstfasern und Schafwolle hingegen vertragen die allermeisten Patienten sehr schlecht.
Vom Patienten selber erlernbare Entspannungstechniken, wie autogenes
Training, die progressive Muskelrelaxation nach Jakobson oder
Biofeedback-Techniken (nicht zu verwechseln mit Bioresonanz !) und Atemtechniken ergänzen
das vielfältige Behandlungsangebot, das dem Patienten mit atopischer
Dermatitis heute zur Verfügung steht.
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